Musik-Seminar Teil 9

Musik-Seminar Teil 9

Bild: Esther Wenger 2001 Titel: Chiruzas

Dieser Teil behandelt die Jahre 1955-1960. Wie schon im Teil 8 beschrieben, ging in dieser Zeit der Tango in Buenos Aires und in Europa zurück. Das hatte mehrere Gründe: die Musik aus den USA verdrängte, besonders bei den jungen Tänzern, die eigene Musik in den meisten Ländern der westlichen Welt. Es war der Rock‘n Roll und ähnliches. Auch die politische und finanzielle Lage in Argentinien behinderten die weitere Entwicklung des Tangos. Es gab in Buenos Aires immer weniger große Tanzlokale in denen die großen Tango-Orchester spielen konnten, dadurch gründeten die Orchester-Leiter zusätzlich noch Quartette für die immer kleineren Veranstaltungen. In diesen kleinen Lokalen wurde dann auch die Musik von Schallplatten gespielt, später auch von Tonband oder Tonband-Kassetten. Durch das Eindringen der Musik aus Nordamerika veränderte sich auch der Musikgeschmack in der Bevölkerung. Abgesehen vom Rock‘n Roll wurde die Musik langsamer, getragener. Die Lieder enthielten immer mehr langgezogene Melodiebögen und eigneten sich dadurch immer weniger zum Tanzen. Auch in der Tango-Musik in Buenos Aires konnte man dies hören. Da diese Musik aber nur noch wenig getanzt wurde, störte es nicht. Die Tango-Musik war zeitgenössisch und spiegelte den Musik-Geschmack der Zeit wieder. Es war in den 50er Jahren eine Entwicklung weg vom Tanz.

Carlos Di Sarli (1903 – 1959) *Bahia Blanca

Piano

siehe auch Teil 4, 6a und 8

1956 verließen die meisten Musiker das Orchester von Di Sarli und gründeten ein neues Orchester mit dem Namen, „Los señores del Tango“ mit einem sehr ähnlichen Stil wie das Orchester von Di Sarli. Di Sarli gründete ein völlig neues Orchester. 1958 wechselte Di Sarli von der Plattenfirma Victor RCA zu Phillips. Ende 1958 war Di Sarli schon sehr krank und beendete deshalb sein Orchester. Im Januar 1960 starb er in Buenos Aires.

Sänger: Argentino Ledesma

Titel: „Fumando Espero“ 1956 Sänger: Argentino Ledesma

Sänger: Roberto Florio

Titel: “ Buenos Aires“ 1956 Sänger: Roberto Florio

Sänger: Jorge Durán

Titel: „Donde estas“ 1958 Sänger: Jorge Durán

Sänger: Horacio Caseres

Titel: „Hasta siempre amor“ 1958 Sänger: Horacio Caseres

Rodolfo Biagi (1906 – 1969) *Buenos Aires

Piano

Siehe auch Teil 5

In den 50er Jahren änderte sich auch die Musik des Orchesters von Rodolfo Biagi. Seine Musik wurde langsamer und weniger hektisch. Er nahm die vielen stark betonten Off-Beats zurück. Er hatte jetzt auch Sänger die diese Musik unterstützten. Alberto Amor, Carlos Saavedra und Hugo Duval.

Instrumental

Titel: “ Organito de la tarde“ 1956 Instrumental

Sänger: Hugo Duval

Titel: „Romana“ Vals 1956 Sänger Hugo Duval

Titel: „Solamente Dios y Yo“ 1958 Sänger: Hugo Duval

Titel: „La canción“ 1959 Sänger: Hugo Duval

Aníbal Troilo (1914 – 1975) *Buenos Aires

Bandoneon

Siehe auch Teil 6a

Troilo führte sein Quartett Troilo-Grela bis 1955 und dann später nochmal im Jahr 1962. Ab 1956 hat er im Orchester 3 Sänger: Edmundo Rivero, Roberto Goyeneche und Angel Cárdenas. Vor allem die beiden Sänger Rivero und Goyeneche waren sehr expressiv und wurden deshalb kaum bei Tanzveranstaltungen eingesetzt.

Sänger: Edmundo Rivero

Titel: „La última Curda“ 1956 Sänger: Edmundo Rivero

Sänger: Roberto Goyeneche

Titel: „Cantor de mi barrio“ 1956 Sänger: Roberto Goyeneche

Titel: „Un Boliche“ 1958 Sänger: Roberto Goyeneche

Titel: „El metejón“ 1958 Sänger: Roberto Goyeneche

Pedro Florindo Sassone (1912-1982) *Liniers Buenos Aires

Bandoneon

Florindo absolvierte eine Musikausbildung und erhielt einen Abschluss als Geigenlehrer. 1930 trat er zum ersten Mal professionell auf bei Radio Belgrano unter der Leitung von Antonio Polito. 1931 wechselte er als Geiger zu dem Orchester von Roberto Firpo. Später wechselte er zu dem Orchester von Osvaldo Fresedo. Der Stil von Fresedo hat in sehr geprägt und man kann das auch bis zum Schluss in seinem Orchester hören. Nach seiner Trennung von Fresedo 1935 gründete er sein erstes eigenes Orchester. Sein erster Auftritt war bei Radio Belgrano und dann in mehreren Kabaretts.

1940 zog er sich von seiner Tätigkeit beim Radio und bei den Kabaretts zurück. Erst 1946 kam er zurück und spielte mit jungen Musikern in Cafes. 1947 gründete er wieder ein neues Orchester und er spielte wieder beim Radio, aber jetzt auch in den Tanzsälen von Buenos Aires. Ein Grund für sein Erfolg war der Sänger Jorge Casal. Wie andere Orchester brauchte er noch einen zweiten Sänger und so stellte er Roberto Chanel ein. Roberto Chanel war ein sehr erfolgreicher Sänger von 1943 – 1948 beim Orchester von Osvaldo Pugliese.

Später war Florindo Sassone einer der ersten Dirigenten die im Fernsehen auftraten. 1962 reiste er mit seinem Orchester für mehrere Monate nach Japan, 1975 nach Kolumbien und Venezuela.

Der Stil seines Orchesters war eine Mischung aus Carlos Di Sarli und Osvaldo Fresedo.

Instrumental

Titel: „Canaro“ 1956 Instrumental

Titel: „Rawson“ 1959 Instrumental

Sänger: Andrés Peyró

Titel: „A media Luz“ 1959 Sänger: Andrés Peyró

Fulvio Salamanca (1921 – 1999) *Juan B. Molina Provinz Santa Fe

Piano

Kurz nach der Geburt von Fulvio zog die Familie nach Las Varillas in der Provinz Córdoba. Mit 6 Jahren begann Fulvio Musik zu studieren und erhielt schon mit 12 Jahren einen Abschluss als Klavierlehrer. 1935 gründete er mit einigen Jugendlichen seine erste Musikgruppe. 1938 hatte das Orchester von Juan D‘Arienzo einen Auftritt in einer Stadt in der Nähe des Wohnorts von Fulvio Salamanca. Die Jungen aus Las Varillas besuchten diesen Auftritt. Der Auftritt war ein Misserfolg weil nur ganz wenige Leute kamen. Aber die Gruppe der Jungen um Fulvio hatte die Möglichkeit mit den Orchester-Mitgliedern Kontakt aufzunehmen. Im folgenden Jahr kam das Orchester von D‘Arienzo im Laufe einer Tournee nach Las Varillas. Juan D‘Arienzo lud Fulvio zu einem Vorspiel nach Buenos Aires ein. Es fand im März 1940 statt und es war sehr erfolgreich. Fulvio war 17 Jahre lang Pianist beim Orchester Julio D‘Arienzo. In den 17 Jahren hat das Orchester 380 Plattenaufnahmen gemacht.

Fulvio Salamanca war stark von den kommunistischen Ideen überzeugt und war Mitglied der kommunistischen Partei. So bekam er immer wieder Probleme mit der Polizei und verbrachte viel Zeit auf der Polizeistation oder im Gefängnis.

1957 gründete er sein erstes Orchester. Seinen ersten Auftritt hatte er beim Radio Splendid. Und kurz davor konnte er seine ersten Plattenaufnahmen bei Odeon aufnehmen. Dann wurde er wegen seiner kommunistischen Gesinnung von Radio und Fernsehen ausgeschlossen.

1966 und 1968 nahm er 2 Platten auf für eine Bestellung aus Japan. 1975 reiste er für eine 3 monatige Tournee nach Japan. Dort nahm er 24 Musikstücke auf. 1987 stellte er ein Sextett zusammen. Damit nahm er seine letzte LP auf.

Instrumental

Titel: „Nueve Puntos“ 1957 Instrumental

Sänger: Armando Guerrico

Titel: „Bomboncito“ 1958 Sänger: Armando Guerrico

Titel: „Todo es amor“ 1958 Sänger: Armando Guerrico

Titel: „Mano Cruel“ 1957 Sänger: Armando Guerrico y Jorgé Garré

Hector Varela (1914-1987) *Buenos Aires

Bandoneon

Hector wuchs in einer bürgerlichen Familie auf und studierte Wirtschaftsprüfung und Buchhaltung. Diesen Beruf übte er aber nie aus. Er studierte Bandoneon am Konservatorium. Mit 16 Jahren spielte er schon in einem Tango-Orchester. Er spielte bald schon in einer Radiosendung mit. 1939 stellte er ein eigenes Orchester zusammen, welches er aber schon ein Jahr später wieder auflöste, da ihn Juan D‘Arienzo bat in seinem Orchester mitzuspielen. Bei D‘Arienzo blieb er 10 Jahre und prägte den Stil von D‘Arienzo mit. 1950 trennte er sich von D‘Arienzo und gründete wieder ein eigenes Orchester. Das Publikum und die Kritiker erwarteten ein Orchester im Stil von D‘Arienzo, aber das neue Orchester von Hector Varela hatte einen ganz eigenen Stil. Er reiste viel mit seinem Orchester in Südamerika und trat auch in vielen Klubs in Buenos Aires auf. Die Spielweise seines Orchesters wurden von den innovativen Musikern oft wegen seiner Einfachheit krtitisiert.

Instrumental

Titel: „Don Juan“ 1954 Instrumental

Titel: “ Fuegos Artificiales“ 1957 Instrumental

Sänger: Hector Mauré

Titel: „Cartas viejas“ 1955 Sänger: Hector Mauré

Titel: „Amarras“ 1944 Sänger: Hector Mauré

Sänger: Argentino Ledesma

Titel: „Fosforeritas“ 1957 Sänger: Argentino Ledesma

Titel: „Si me hablas, Corazón“ 1956 Sänger: Argentino Ledesma

Alberto Di Paulo (1929-2011) *Buenos Aires

Bandoneon

Die Familie in die er geboren wurde, lebte im Viertel Parque Centenario Buenos Aires.

Sein Vater spielte Geige und er hatte 2 Onkel welche Bandoneon spielten. Im Alter von 6 Jahren begann er bei seinem Vater Musik zu lernen. Sie kauften ihm eine Geige und schickten ihn an das Konservatorium. Aber ihn interessierte das Bandoneon mehr und er wechselte das Instrument. Schon als er 12 Jahre alt war spielte er in einem Kinderorchester. Mit 14 Jahren wurde er Mitglied im Emilio Balcarce Orchester. Dort wurde er stark gefördert und lernte zu arrangieren, was er intuitiv konnte und er machte Studien über Harmonien, Kontrapunkt und Orchestrierung. Er war sehr gefragt zu dieser Zeit in vielen Orchestern. 1952 gründete er sein eigenes Orchester, welches in vielen Radiostationen und Klubs auftrat. Seine ersten Plattenaufnahmen sind von 1957 und seine letzten 1997.

Sänger: Alberto Marino

Titel: „La calle sin Sueño“ 1959 Sänger: Alberto Marino

Titel: „Telon“ 1959 Sänger: Alberto Marino

Teil 10

Für die Zeit von 1960-1970

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