Musik-Seminar Teil 4

Musik-Seminar Teil 4

Bild: Esther Wenger 11.07.2001 Titel: „Arabalera“

Die Jahre 1930-1934

Auch in diesem Jahrzehnt gab es wesentliche Veränderungen der Art wie die Tangomusik interpretiert wurde, der Tango wurde immer vom Zeitgeist bestimmt. So gab es Jahre in denen ganz viel passierte und andere Jahre in denen die Musik wieder verflachte.

Die ersten Jahre bis etwa Ende 1933 war eine sehr kreative Zeit. Diese Zeit gilt als eine der kreativsten des ganzen Jahrhunderts.

Obwohl das Orchester von Juan D‘Arienzo sehr aktiv war und an vielen Orten spielte gibt es praktisch keine Aufnahmen zwischen 1930 und 1934.

Siehe Biografie von D’Arienzo

Wichtige Orchester der Zeit 1930-34

Carlos Di Sarli

1903-1960 Bahia Blanca: Piano

Er hatte eine gute Ausbildung am Piano und begann mit 13 Jahren aufzutreten mit einer kleinen Gruppe in Confiterias und Kinos. Mit 20 Jahren zog er nach Buenos Aires und wurde Mitglied im Tango Orchester von Anselmo Aieta und später bei Osvaldo Fresedo. Später auch bei Juan D‘Arienzo. Er gründete das Sextett Di Sarli. Das Sextett spielte und machte Aufnahmen bis 1931. Mit dem Erscheinen des Tonfilms verlor er den Vertrag mit der Plattenfirma. Schon damals hatte Di Sarli diesen tiefen Bass am Piano. Er hat sehr viele Tangos komponiert. Sein erster Tango, „Milongero Viejo“ da war er noch im Orchester von Fresedo und war Osvaldo Fresedo gewidmet. Schon von Anfang an hatte das Sextett von Di Sarli einen besonderen Klang, eine klare Melodieführung und eine Dominanz der Geige und des Pianos.

Zwei Tangos vom Sexteto Di Sarli 1930

Titel: „Racing Club“ 1930

Titel: „Don José Maria“ 1930

Sehr interessantes Stück mit vielen Synkopen

Edgardo Donato

1897- 1963 Buenos Aires: Geige

Früh zog die Familie nach Montevideo. Edgardo begann schon mit 8 Jahren Musik zu studieren. Mit 18 Jahren entschloss er sich, sich ganz der Musik zu widmen. Er spielte einige Zeit mit seinem Vater als Geiger. Später arbeitete er mit dem ersten Jazz-Orchester in Uruguay zusammen. Einmal in der Woche kam das Orchester von Eduardo Arolas nach Montevideo. Donato spielte immer Donnerstags Geige in diesem Orchester. Zu dieser Zeit befreundete er sich mit dem uruguayischen Geiger Roberto Zerillo mit dem er dann in einem Duo spielte. 1922 komponierte er den Tango Julian. Der dem Schlagzeuger Julian Gonzalez gewidmet war. Er spielte auch in Kinos und Cabarets sowohl in Montevideo als auch in Buenos Aires. 1927 gründete er zusammen mit Zerillo das Orchester Donato-Zerillo. Dieses Orchester trat sowohl in Buenos Aires und Montevideo auf und gewann viele Preise. Leider haben die Aufnahmen eine schlechte Qualität, so dass sie bis jetzt kaum in einer Milonga aufgelegt werden.

Das Tango-Lied: „Julian“ mit der Sängerin Rosita Quiroga

Das ist ein Tango zum Zuhören, nicht zum Tanzen

1930 wurde dieses Orchester einvernehmlich aufgelöst. Donato blieb bei seinem Orchester und Zerillo ging nach Chile. Donato änderte den Stil des Orchesters, mehr Brillianz der Solisten, einem neuen Arrangement des Bandoneons und einem sehr tanzbaren Stil. Das Orchester trat bei der Eröffnung des Broadway-Kinos auf und arbeitete bei mehreren Radiosendern und in Kabaretts.

Bild vom Orchester Edgardo Donato

Titel: „Severino“ 1930 Sänger: Luis Diaz

Titel: „Adelina“ 1930 Sänger: Luis Diaz

Titel: „Mamita, perdon“ 1930 Instrumental, 3-3-2 Rhythmus

Titel: „La he vuelto a encontrar“ 1931 Sänger: Luis Diaz, viele Syncopen

Orquesta Tipica Victor 1925-1944

Dieses Orchester, ist anders als die, welche ich bis jetzt aufgeführt habe. Es ist ein reines Studio-Orchester der Plattenfirma Victor. Es hat nie Live gespielt. Die Besetzung des Orchesters mit Musikern war wechselhaft, aber meist mit ausgezeichneten Musikern aus anderen Orchestern. In Europa nennt man dieses Orchester auch abgekürzt OTV. In Buenos Aires einfach Victor. Es gab noch ein weiteres solches Orchester das Orquesta Tipica Brunswick, auch ein Studio-Orchester. Man kann das Orchester Victor zeitlich in 4 Teile einteilen, je nachdem wer die Leitung dieses Orchesters hatte.

1925-1931: Leitung Luis Petrucelli

Zu dieser Zeit spielte es den Sexteto-Stil der in dieser Zeit beliebt war. Da viele gute Musiker in diesem Orchester waren, gibt es sehr viele sehr schöne Stücke. Besonders die Geigen sind schön.

Titel: „Abrojalera“ 1931 Sänger: Teofilo Ibáñez

Titel: „Pato y negro“ Sänger: Roberto Diaz 1931

Titel: „Cardos“ Instrumental 1931 (3-3-2)

1932 – 1935: Leitung Adolfo Carabelli

Der Stil ändert sich mit dem neuen Leiter und auch mit der Mode.

Titel: „Mirame a mi“ 1933 Sänger: Alberto Gomez

Titel: „Por esta cruz“ 1932 Sänger: Carlos Lafuente

1936 – 1941: Leitung Federico Scorticati

Titel: „Adios“ Sänger: Angel Vargas 1938

Titel: „Clavel del aire“ 1938 Instrumental

Titel: „Quinta Edition“ 1937 Instrumental

1943 – 1944: Leitung Mario Maurano

Titel: „Nene Caprichosa“ 1943 Sänger: Ortega Del Cerro

Osvaldo Fresedo

1897-1984 Buenos Aires: Bandoneon

Osvaldo Fresedo, genannt El Pibe de La Paternal („das Kind von La Paternal“), war ein argentinischer Songwriter und Direktor eines Tango-Orchesters. Von 1925 bis 1980 hatte er die längste Karriere im Tango. Er lernte früh das Bandoneon zu spielen und spielte in den bekannten Orchestern der „Guardia Vieja“. 1918 gründete er sein erstes Orchester. Er nahm die ersten Tangos 1926 mit seinem Sexteto bei der Plattenfirma Odeón auf.

In den 1920er Jahren arbeitete Osvaldo Fresedo fieberhaft als Komponist und Dirigent. Vor dieser Zeit hatte er bereits „El espiante“ komponiert, später komponierte er auch „Vida mía“, „El Once“ und „Pimienta“ .

Titel: „Que lindo es estar metido“ Sänger Ernesto Fama 1928

Titel: „Purrete de mi amor“ 1927 Instrumental

Nachdem er Odeón verlassen und ein größeres Orchester geleitet hatte (das er bereits in den frühen 1930er Jahren gegründet hatte), begann er seine zweite Ära als Maestro mit einem neuen Orchesterstil und vor allem mit der vokalen Beteiligung von Roberto Ray (vielleicht der emblematischste von Fresedos Sängern). Die Fresedo-Ray-Aufnahmen gehören zu den denkwürdigsten in der Geschichte des Tangos: unter anderem „Vida Mia“, „Como una princesa“, „Isla de Capri“. Er prägte einen neuen Stil den Fresediano-Stil der sich durch Rhythmus und Eleganz auszeichnet.

Titel: „Vida Mia“ 1933 Sänger: Roberto Ray, der wahrscheinlich bekannteste Tango von Osvaldo Fresedo.

Titel: „En la huella de Dolor“ 1934 Sänger: Roberto Ray

Titel: „Canto de Amor“ 1934 Sänger: Roberto Ray

Ab 1935 vollzieht sich wieder eine große Änderung im Tango

Fortsetzung im Teil 5

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